Bei der Auswahl eines ERP-Systems gibt es viele Aufgaben, bei denen ich Ihnen helfen kann – aber an einem bestimmten Punkt brauchen Sie die Unterstützung eines spezialisierten Dienstleisters: Wenn es um die Marktübersicht geht. Warum ist das so?
Der Markt für ERP-Softwares ist mittlerweile sehr unübersichtlich. Man spricht allein im deutschsprachigen Raum von rund 300 ERP-Produkten mit unterschiedlichstem Funktionsumfang und von über 700 Anbietern, die diese Produkte gern bei Ihnen implementieren würden. Berücksichtigt man, dass diese Anbieter oft auf große Standardprodukte wie z.B. aus der SAP- oder Microsoft Dynamics-Reihe noch ihre individuellen „Branchenlösungen“ aufsatteln, kommt man schnell auf weit über 1500 verschiedene Lösungen.
Die Kernfrage ist: Wie soll man hieraus die „richtige“ Software auswählen?
In Anlehnung an die Zeitschrift Computerwoche möchte ich – möglicherweise mit etwas mehr Augenzwinkern – die vier Typen der Entscheidungsfindung skizzieren:
Gegen die Variante Eins ist nichts einzuwenden, wenn man seinem Empfehlungsnetzwerk vertrauen kann, und die Unternehmen der beiden „Golfspieler“ sich nur ähnlich genug sind. Aber ansonsten – Sie ahnen es schon – favorisiere ich die Nummer Drei.
Um fundiert und belastbar entscheiden zu können, welche der vielen ERP-Lösungen zu Ihrem Unternehmen passt, müssen Sie zwei Dinge kennen, nämlich erstens: Ihr Unternehmen und zweitens: die Software.
Dass es im Vorfeld eines ERP-Projektes sinnvoll ist, zunächst die eigenen Geschäftsprozesse anzusehen, hatte ich früher schon einmal beleuchtet. Nur so wissen Sie, was Ihr Unternehmen braucht, und wo eine ERP-Software Sie wirklich unterstützen kann.
(Gehen Sie dabei noch nicht zu sehr in´s Detail! Wie woanders bereits dargestellt, lohnt es sich nicht, Funktionen haarklein zu beschreiben, die die spätere ERP-Software sowieso beherrscht. Einen Eindruck vom Funktionsumfang einer „üblichen“ Unternehmenssoftware finden Sie z.B. bei „Deutrans Vertaalservices b.v.“ )
Wenn Ihr Unternehmen so eine „Nabelschau“ nicht regelmäßig durchführt und Sie keine Organisationsabteilung dafür haben, ist es keine Schande, einen externen Prozessberater hinzuzuziehen, der Erfahrung damit hat – wir Einzelberater, aber auch kleine Beratungshäuser und große Unternehmensberatungen helfen Ihnen da gern, zu ganz unterschiedlichen Konditionen.
Was wir aber nicht mitbringen können, ist eine komplette Marktübersicht über die zahlreichen Funktionen der vielen verfügbaren ERP-Produkte mit all ihren Varianten: Hier schlägt die Stunde der Spezialfirmen, die solche Übersichten professionell erstellen und pflegen.
Suchen Sie bei Google mal nach den Stichworten „ERP“ und „Auswahl“. Das Ergebnis: Über eine Million Treffer. Für alle obigen Auswahlstrategien zwischen Zwei und Vier sind Dienstleister dabei.
Wenn das Thema „ERP“ für Sie ganz neu ist, und Sie sich selbst erst einen Überblick verschaffen wollen, welche Hersteller am Markt tätig sind, genügt vielleicht zunächst eine tabellarische Anbieterübersicht. Hier hilft z.B. die Zeitschrift „ERP-Management“, die in jedem Frühjahr eine ERP-Marktübersicht veröffentlicht, gegliedert nach Anbietern und Branchen.
(Kleiner Werbeblock: Im aktuellen Heft 1/2014 dieser Zeitschrift steht ein interessanter Artikel von mir über Wirtschaftsmediation in ERP-Projekten! Sie können den Artikel hier herunterladen.)
Wenn Sie die ERP-Anbieter nicht selbst alle um Prospekte anschreiben wollen: Einige Anbieter (z.B. www.erp-software-auswahl.de) bieten Ihnen „eine Vielzahl von Informationen, die uns namhafte ERP-Software-Anbieter zur Verfügung stellen (Broschüren, fact sheets, Referenzberichte, Demo-CDs)“. Die gesammelte Zusendung ist kostenlos und unverbindlich – man lebt vom Adresshandel: Kurz danach werden Sie auch von den ERP-Anbietern selbst noch einmal angerufen.
Interessant wird es, wenn ein Beratungshaus seine ERP-Übersicht nicht nur aus Werbematerial, sondern aus konkreten Fragen an die ERP-Anbieter zusammenstellt („Validierung“). Dazu füllen die ERP-Anbieter regelmäßig Fragenkataloge zum Funktionsumfang ihrer Lösungen aus; die Ergebnisse stehen den Auswahlberatern in Datenbanken zur Verfügung.
Die Beratungshäuser betonen ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit, denn für ERP-Anbieter ist die Listung in der Datenbank kostenlos – das Ausfüllen eines solchen Katalogs mit Fragen nach mehreren tausend (!) Softwarefunktionen ist aber auch Strafe genug, glauben Sie mir.
Hier gibt es Beratungshäuser mit kleineren Datenbanken wie die Fa. MQ Result (80 ERP-Systeme von 140 Anbietern im Vergleich) oder das Fraunhofer Institut (44 ERP-Systeme, 1400 Kriterien, 142 Referenzprojekte), aber auch „große Fische“ wie die Firmen Trovarit (562 Anbieter, 771 Produkte, 15.000 Referenzen) oder UBK (18.000 Anbieter, 667 Referenzen).
(Alle Angaben von den Webseiten der Anbieter, Stand: 27. März 2014)
Auf Wunsch klinken sich die großen Auswahlberater in die ersten ERP-Projektphasen mit ein oder bringen sogar ein eigenes Phasenmodell für die Softwareauswahl mit. Das sieht in der Regel dann ungefähr so aus:
Im Grunde wie bei einem Headhunter, nur dass es hier nicht um Personal, sondern um Software geht.
Einige Auswahlberater bieten anschließend für Sie auch die Projektleitung während der Implementierung an, aber dafür haben Sie ja mich :-)
Zu Recht weisen die Auswahlberater darauf hin, dass es nicht nur darauf ankommt, die richtige Software zu finden – auch der zugehörige Anbieter muss zu Ihnen passen. Über die Lizenz- und Wartungsverträge binden Sie sich nicht nur langfristig an ein Produkt (z.B. von Microsoft oder SAP), sondern auch an den „Implementierungspartner“, der Ihre individuellen Programmierungen ergänzt und die Lösung in Ihrem Hause einführt. Er kennt Ihre Geschäftsprozesse und Ihre Software-Anforderungen und hat die passende Branchenlösung dafür – ein Wechsel zum Mitbewerber würde einen Teil der (Lizenz-)Investitionen hinfällig machen, und viel Unternehmens-Know How müsste in neuen Workshops noch einmal vermittelt werden.
Daher vermitteln die großen Auswahlberater Referenzkunden, bei denen Sie sich dann live vor Ort erkundigen können, wie funktional das Produkt wirklich ist, und wie gut die Zusammenarbeit mit dem Anbieter in der Praxis funktioniert – während des Projektes, aber auch danach, wenn Sie in die Bestandskundenbetreuung „gerutscht“ sind.
Wie viel Aufwand sie in die Softwareauswahl stecken, und wie „formal“ Sie sie betreiben sollten, hängt von ein paar Randbedingungen ab:
Nun hat sich Ihr Problem verlagert von der Auswahl eines ERP-Systems (und –Anbieters) auf die Auswahl eines Auswahlberaters. Aber hier sind die „Produkte“ bzw. Dienstleistungen deutlich einfacher voneinander zu unterscheiden.
Sehen Sie sich zunächst die Webseiten der Auswahlberater an, die Sie bei einer Google-Suche (siehe oben: „ERP“ und „Auswahl“) auf den ersten drei Trefferseiten finden, denn damit können Sie den gebotenen Serviceumfang schon recht gut erkennen.
Rufen Sie die Kandidaten an, die Ihnen am geeignetsten erscheinen, und erkundigen Sie sich, ob man Erfahrungen mit Softwareauswahl für Ihre Branche hat. Wer Ihre Anforderungen in eine Ausschreibung fassen soll, muss Ihr Geschäft verstehen!
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!