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Samurai-Tugenden im Change

31. März 2015

Ist das Unternehmen von einem Wandel betroffen, kommt insbesondere den Führungskräften besondere Verantwortung zu. Auch wenn jeder „Change“ anders ist: Gibt es Grundregeln, an denen man sich orientieren kann?

Wandel als Herausforderung für Führungskräfte

Auch wenn der Wandel an sich Bestandteil des Lebens und damit nichts Ungewöhnliches ist, neigen viele Menschen dazu, lieber den gewohnten Status Quo zu erhalten, als sich auf etwas Neues einzulassen. Das gilt natürlich auch für das berufliche Umfeld.

Im Unternehmen sind Wandel manchmal unvermeidbar. Wir reden hier nicht von einer „kontinuierlichen Weiterentwicklung“ (Evolution) im Sinne von schrittweisen Verbesserungsprozessen, sondern von einer „fundamentalen Umwälzung“ (Revolution): Abteilungen werden umgebaut oder abgeschafft, Aufgaben ändern sich, Leute werden versetzt oder entlassen.

Auf das Management kommt dabei, die Veränderung erfolgreich zu bewerkstelligen, eine besondere Herausforderung zu. Nach Peter F. Drucker, dem großen Vordenker des Managements, bedeutet Management „Organisationen zu befähigen, Leistungen zu erbringen“. Damit stehen die Führungskräfte in einem „Change“ vor zwei Fragen:

  • Was kann ich tun, damit meine Organisation vom Wandel profitiert?
  • Was kann ich tun, damit meine Mitarbeiter befähigt werden, mit dem Wandel zurechtzukommen?

Gefordert ist also gleichermaßen „fachliche Lösungsfindung“ und „sozialer Veränderungsprozess“.

Der Samurai als Führungskraft

Vor einigen Jahren war es „in“, Führungskräfte der Wirtschaft mit den japanischen Samurai zu vergleichen. Das „Buch der fünf Ringe“ des berühmten japanischen Schwertkämpfers Miyamoto Musashi war Pflichtlektüre, und zahlreiche Autoren haben moderne Interpretationen hinterhergeschoben.

Vor kurzem bekam ich die Einladung, als moderner „Kampfkünstler“ (ich betreibe seit über 25 Jahren Aikido, eine japanische Kampfkunst) in einem Vortrag dieses Thema im Zusammenhang mit einem Veränderungsvorhaben in einem Unternehmen noch einmal aufzugreifen. Ich möchte Ihnen die grundsätzlichen Überlegungen nicht vorenthalten.

Auch wenn man die Vergleiche, die seinerzeit zwischen Samurai und Führungskräften gezogen wurden, nicht alle mitgehen muss, so kann man vielleicht doch ein Parallele erkennen: Ähnlich wie der Samurai, der in der Schlacht als Anführer einer Schar Krieger einerseits für den Erfolg seiner Partei, aber andererseits auch für das Ergehen seiner Leute verantwortlich war, ist auch heute eine Führungskraft in unruhigen Zeiten als Ansprechpartner, als Vorbild, als „Fels in der Brandung“ gefordert.

Die Führungskraft als Samurai

Der Samurai lernte – neben zahllosen strategischen und taktischen Winkelzügen – als grundlegende Orientierung sieben Tugenden, die als Richtschnur seines Handelns gelten sollten. Ich habe in dem erwähnten Vortrag versucht, diese Tugenden auf das moderne Szenario eines „Change“ in einem Unternehmen zu beziehen. Hier sind die sieben Appelle an eine moderne Führungskraft im „Sturm der Veränderung“:

Rei: Höflichkeit, das rechte Verhalten

Bleiben Sie höflich und behandeln Sie Ihre Mitarbeiter mit Respekt, was auch immer Sie tun.
Ihre Autorität kommt aus dem persönlichen Verhältnis zu den Leuten, die Sie führen – und das ist vom Umgang miteinander geprägt.

Yu: Mut, der Geist des Wagens und Ertragens

Es kommen Veränderungen: gehen Sie mutig hinein.
Zaudern Sie nicht, und nehmen Sie die damit verbundenen Entbehrungen (Überstunden, den Verlust alter Vorrechte, …) klaglos an. Jammern hilft nicht, aber es steckt an. Seien Sie ein gutes Vorbild – Krise bedeutet auch Chance!

Gi: Aufrichtigkeit und Entschlusskraft

Aufrichtigkeit ist die Entschlusskraft, ohne Zaudern in Übereinstimmung mit der Vernunft seinen Weg zu gehen.
Nichts ist dem Samurai widerwärtiger als heimtückisches Handeln und krumme Wege. Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter so, wie Sie behandelt werden möchten, und sie werden Ihnen folgen.

Makoto: Wahrheit und Wahrhaftigkeit

Lügen Sie Ihre Mitarbeiter nicht an, es kommt sowieso heraus. Beschönigen Sie die Aufwände nicht; locken Sie nicht mit falschen Versprechungen.

Wenn Ihnen Ihr eigener Vorgesetzter jedoch die Wahrheit verbietet, weisen Sie Ihre Mitarbeiter darauf hin, werben Sie um Verständnis und bleiben Sie darüber hinaus still.

Jin: Güte, das Mitempfinden des Elends

Güte bedeutet im „Change“: Das Wissen um die Nöte Ihrer Mitarbeiter.
Gehen Sie auf sie ein und nehmen Sie sie ernst. Erwägen Sie Maßnahmen wie Coaching. Überzeugen Sie die Widersacher – oder trennen Sie sich fair.

Meiyo: Ehre und Ruhm

Ehrgefühl ist „lebhaftes Bewußtsein persönlicher Würde“.
Ruhm ist das „Sich einen Namen machen in der Welt“.
Seien Sie kompetent und erfolgreich in dem, was zu tun ist: Sie gewinnen einen guten Namen in Krisensituationen – auch über Ihr Unternehmen hinaus.

Chugi: Die Pflicht zur Treue

Seien Sie denen gegenüber loyal, für die Sie Verantwortung tragen.
Stehen Sie hinter den Entscheidungen der Unternehmensführung und vertreten Sie sie in Diskussionen. Machen Sie sich die Argumente zu eigen.

Aber: Loyalität bedeutete schon damals nicht Kadavergehorsam, sondern einem „verantwortungsvollen Anführer“ zu folgen. Auch der Samurai durfte anderer Meinung sein als sein Fürst! Wo Sie nicht mehr mitgehen können: Bleiben Sie ein „Samurai“ – aufrichtig, höflich und ehrenvoll.

Buchempfehlung

Inazô Nitobe: „Bushido – Die sieben Tugenden des Samurai“ (ISBN 978-3-493-24680-4)